Fernab von mystischer Aura und süßlichem Spiel: Die Harfenistin Oona Böken hat ihren ganz eigenen Stil entwickelt, arrangiert und komponiert selbst
Ob ihre Eltern in Ulm einst ahnten, dass Oona der Bedeutung ihres Namens alle Ehre machen würde? Die Einzigartige – das passt. Ein Freigeist, unkonventionell, mit ihren beiden Kindern, beide Waldorfschüler, draußen auf dem Land in einem umgebauten Zirkuswagen mit „Anbau“ lebend, umgeben von allerlei Tieren. Tiermedizin hatte Oona Böken zu studieren begonnen, aber sich dann doch ganz für die Harfenmusik entschieden. Schon in der Waldorfschule in Darmstadt hatte sie – als einzige Schülerin – ihr Herz für das Instrument entdeckt und den Exklusiv-Unterricht genossen. Und ist heute noch dankbar für das Handwerk, das sie vermittelt bekam und inzwischen selbst an Kinder und Erwachsene weitergibt.
Von der Klassik freigespielt
Doch längst hat sie einen ganz eigenen Stil entwickelt, fernab von mystischer Aura und süßlichem Spiel à la Vollenweider. „Ich hab’ mich von der Klassik freigespielt“, erzählt die 36-Jährige, arrangiert und komponiert vielmehr Stücke aus vielen Bereichen und lässt ihre Erfahrungen der Straßenmusik und diverser Festivals einfließen. Park Stickney, der große Harfenist der US-Jazz-Szene, hat sie genauso geprägt wie die „17 Hippies“ aus Berlin und ihre „erste große musikalische Liebe“, die Beatles, wie auch die Musik der Roma. Entstanden ist ein ungewöhnlicher und doch harmonischer Mix, der stets im Fluss ist und den sie heute „BalkanHarfenJazz“ nennt. Zwei CDs hat sie herausgebracht, ist in Wiesbaden eher selten zu hören, erlebt Vorbehalte gegenüber ihrem Instrument, das doch zu den ältesten der Welt gehört. Öfter spielt sie bei privaten Anlässen, erzählt vom „Heilsamen der Harfe“ bei Beerdigungen.